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Geschrieben von ALexikon

Die Automarke Pontiac

Von der Billigvariante zum Kultstatus - Pontiac im Wandel der Zeiten
Beinahe unscheinbar wirkt sie, die schmale rote Pfeilspitze. Ein unauffälliges Accessoire für einen auffälligen Wagen - den Pontiac.

Pontiac Logo
Foto: Pontiac

 

Vom Lückenfüller zum Erfolgsgaranten

Die Geschichte des Unternehmens Pontiac ist untrennbar mit der amerikanischen Autoindustrie verwoben. 1926 von General Motors eingeführt, diente die Marke als billige Alternative für die Ausführungen der Oakland Motor Company und deckte damit eine bestehende Marktlücke ab. Als Produktionsstätte diente Pontiac, eine Stadt in Michigan, nahe Detroit. Der erste Wagen war der Pontiac 6–27 Couch, genannt Chief of the Sixes. Dies bezog sich einerseits auf die Anzahl der Zylinder, aber andererseits auf den Namensgeber der Marke und der Stadt, den indianischen Häuptling. Der Erfolg war derart überwältigend, dass Pontiac bereits sechs Jahre später Oakland komplett ersetzte.
In den folgenden Jahren stellte das Unternehmen im Gefüge des Automobilherstellers General Motors die Modelle für den bürgerlichen Mittelstand. Doch gegen Ende der Fünfzigerjahre nahm der Konzern eine Umstrukturierung vor, infolge derer Pontiac als Sportmarke etabliert wurde. Ein Imagewechsel stand an, dem nicht zuletzt das Logo zum Opfer fiel. Bis zum Jahr 1957 zierte das Profil eines Indianers mit traditionellem Kopfschmuck die Fahrzeuge, doch dies wurde nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Um eine sportliche Wirkung zu erzielen und vor allem junge Kunden anzusprechen, führte man die heute bekannte rote Pfeilspitze ein, den sogenannten Dart.

 

Pontiac GTO – Vater der Muscle Cars

Im Amerika der Sechzigerjahre hielt in der Autoindustrie eine neue Mode Einzug: Für Mittelklassewagen, die typischen Gefährte von Familienvätern, wurden Motoren mit immer größeren Hubräumen und größerer Leistung konstruiert und billig verkauft, um einen jugendlichen Kundenstamm anzusprechen. Später wurden diese Fahrzeuge unter dem Begriff Muscle Car bekannt.
Ab 1959 hielt Pontiac sich bei der Entwicklung neuer Sportwagen an dem sogenannten Wide-Track Prinzip, für das die Marke berühmt wurde. Diese Vergrößerung der Spurweite steigerte nicht nur das Handling enorm, sondern sorgte auch für eine Aufwertung des Aussehens der zuvor eher altertümlichen Fahrzeuge. Als erstes echtes Muscle Car gilt dabei der 1964 erschienene Pontiac GTO und wird deshalb auch als Vater der Muscle Cars bezeichnet. Die Abkürzung GTO steht hierbei für Gran Turismo Omologato, eine von Ferrari übernommene Bezeichnung. Ursprünglich wurde der GTO vom Chefentwickler John DeLorean, der später die DeLorean Motor Company gründete, als stärker motorisierte Variante des Mittelklassewagens Pontiac Tempest LeMans entwickelt. Da der GTO sich jedoch innerhalb kürzester Zeit enormer Beliebtheit erfreute, wurde aus ihm ein eigenständiges Modell. Der sehr leichte Wagen mit 6,3 l Hubraum und einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h eignete sich hervorragend für Viertelmeilen rennen, also Beschleunigungsrennen über die Distanz von rund 400 m.
Die Erfolgsgeschichte des GTO dauerte für zehn Jahre an, in denen es Pontiac gelang, ihre Sportwagen fest im Bewusstsein der Kunden zu verankern.

 

Die Ölkrise und ihre Folgen

Im Zuge der Ölkrise 1973 und 1974 erfuhr die Autoindustrie eine Neuausrichtung. Die Nachfrage nach großmotorigen Fahrzeugen brach ein und verschärfte Abgasvorschriften erforderten eine Verringerung der Motorleistung. Für Pontiac waren diese Veränderungen besonders schwer zu bewältigen, da die Marke jahrelang Sportwagen produziert hatte. Die Verkleinerung der Motoren löste die Einführung von Modellen wie dem Ventura oder Sunbird aus, die sich oft kaum von denen anderer Marken des Konzerns unterschieden. Die Individualität von Pontiac ging damit im Einheitsbrei verloren.
Mit dem 1983 vorgestellten Fiero machte Pontiac nochmals einen Versuch, mit einer eigenen Konstruktion an die Erfolgsgeschichte des GTO oder des Firebirds anzuknüpfen. Die Konstruktionsweise war dabei aus dem Rennsport entlehnt, so bestand die Karosserie aus einem Skelett von hohlen Stahlelementen, die als Träger für Kunststoffpaneele dienten. Doch der Sportwagen litt zunächst unter seiner schwachen Motorisierung und stand später in starker Konkurrenz zur Chevrolet Corvette und dem Toyota MR2, gegen die er sich nicht behaupten konnte.

 

Pontiac Trans Sport – Vorstoß in die Welt der Minivans

Mit Beginn der Neunzigerjahre löste sich Pontiac endgültig vom Image der Sportmarke. Der Trans Sport sollte als Minivan in Konkurrenz zum Marktführer Chrysler treten. Die Konstruktionsweise wurde dabei vom Fiero übernommen, doch das Design stieß auf unterschiedliche Reaktionen. Die sehr flache und lange Windschutzscheibe gab dem Wagen in der Seitenansicht die Optik eines Handstaubsaugers, und diesen Spitznamen gab ihm auch die Presse. Das futuristisch anmutende Fahrzeug entsprach nicht dem Geschmack des amerikanischen Durchschnittskunden, erfreute sich jedoch in Europa reger Beliebtheit. Dennoch wurde der Trans Sport kein Verkaufserfolg und 1996 nach nur sechs Jahren Produktionszeit wieder eingestellt.

 

Der Pontiac Aztek – Die Kombination aus SUV und Van

Mit dem Aztek wollte Pontiac ab 2001 die Welt der Freizeitautomobile revolutionieren. Konzipiert als Crossover-SUV, also Fahrzeug mit der typischen SUV-Optik, aber nur bedingter Geländetauglichkeit, war der Aztek für junge Kunden mit einem aktiven Lebensstil gedacht. Doch auch allerlei technische Spielereien, wie das Bedienen der Musikanlage aus dem Kofferraum für Kofferraumpartys, konnten nicht verhindern, dass der Wagen zu einem Flop wurde. Verantwortlich dafür war wohl das Design, denn trotz hoher Wendigkeit und angenehmer Fahrweise wurde das Auto in diversen Umfragen zum hässlichsten Auto aller Zeiten gewählt. In der Folge wurde die Produktion bereits 2005 wieder eingestellt.

 

Pontiac Solstice – Der erste und letzte Roadster

Der ab 2005 produzierte Solstice war ein großer Erfolg und wurde in den USA zum Auto des Jahres 2006 erklärt. Das hochgelobte Design in Verbindung mit einem leistungsstarken Motor machte den Roadster zu einem begehrten Wagen. Trotz der Beliebtheit des Solstice und seiner noch stärker motorisierten Variante, des Solstice GXP, wurde die Marke Pontiac nach der Insolvenz des Konzerns 2010 eingestellt. Damit war der Solstice nicht nur der erste, sondern auch der letzte je von Pontiac gebaute Roadster.

 

Rezeption in Film und Fernsehen

Immer wieder nutzten Filmemacher das Image, das ein bestimmter Pontiac besaß, um ihre Protagonisten beim Publikum ins rechte Licht zu rücken: In Ein ausgekochtes Schlitzohr dient ein Firebird TransAm Burt Reynolds als Fluchtfahrzeug, ein anderer, umgebauter TransAm wurde als K.I.T.T. in der Serie Knight Rider gar selbst zum Helden. In der Dramaserie Breaking Bad hingegen setzte man den unbeliebten Aztek ein, um die Unzulänglichkeiten des Protagonisten zu unterstreichen. Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele, die vor allem eins belegen: Das Vermächtnis der Marke Pontiac, die 84 Jahre lang ein fester Bestandteil der amerikanischen Autowelt war, bleibt bestehen.

 

Geschichte der Pontiac Autos

 

weiterführende Links:

Pontiac bei Wikipedia

 

Alle Automarken mit PAutoherstellerliste von A bis Z