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Geschrieben von ALexikon

Autoersteigerung

autoauktion
Foto: AndreyPopov/Shotshop.com

 

Wer kurzfristig ein gutes Auto für wenig Geld erstehen möchte, steht vor einem Dilemma. Ein Neuwagen ist oft in der Kürze der Zeit nicht finanzierbar, die Angebote der Gebrauchtwagenhändler sind sehr unübersichtlich und einen Gebrauchtwagen von einer Privatperson zu kaufen, birgt den Nachteil, dass es keinerlei Garantien gibt. Da ist eine Autoauktion eine gute Alternative, um sich zeitnah einen fahrbaren Untersatz zu besorgen.

Wir erklären hier einige Tatsachen und interessante Fakten rund um diese Auktionen: Vor- und Nachteile, Herkunft der Autos, den Ablauf einer Autoauktion und noch vieles mehr.

 

Wer lässt denn sein Auto versteigern, und warum?

 Es gibt viele Gründe, warum ein Auto unter den Hammer kommt.

  • Zum einen sind es Zollbehörden, die beschlagnahmte Fahrzeuge versteigern lassen.
  • Autohändler veräußern Fahrzeuge per Auktion, wenn der Lagerplatz zu knapp zu werden droht. Dabei handelt es sich um Neu- und auch Gebrauchtwagen oder Jahreswagen. Auch Rückläufer aus Leasingverträgen werden gerne versteigert.
  • Banken versteigern Autos, wenn der eigentliche Käufer die Raten nicht mehr bezahlen kann.
  • Autovermietungen veräußern ihre Mietfahrzeuge, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben.
  • Behörden stoßen ihre Dienstfahrzeuge per Auktion ab, und auch kleiner Firmen schätzen den Vorteil des schnellen Bargeldflusses, wenn ihre Fahrzeuge bei einer Auktion versteigert werden.

Nur ganz selten nutzen Privatverkäufer eine Autoauktion, um sich von ihrem Fahrzeug zu trennen; die Gefahr, einen Preis zu erzielen, der deutlich unterhalb des üblichen Marktpreises liegt, ist vielen Leuten einfach zu groß. Und das nicht einmal zu Unrecht, aber das erläutern wir später. Eine Ausnahme bilden da spezielle Oldtimer-Versteigerungen; Liebhaber sehen hier die Chance, günstig an ein historisches Fahrzeug zu kommen.

 

Und wie kommt der Zoll dazu, Autos zu beschlagnahmen?

In aller Regel wird der Zoll tätig, wenn gegen Einfuhrbestimmungen verstoßen wird. So beschlagnahmte die Zollbehörde Berlin-Brandenburg im Juni 2016 25 Luxuskarossen, die aus Russland importiert worden waren und mit manipulierten Papieren einen scheinbar legalen Weg ins weitere europäische Ausland machen sollten. Die Tatverdächtigen sollen so die fälligen Einfuhrzölle umgangen haben.

 

Welche Arten von Autoauktionen gibt es?

Man kann es bereits erahnen: Autoauktionen werden auf zwei verschiedene Arten durchgeführt, entweder als Online- oder Präsenzauktion. In einem Punkt sind beide aber absolut gleich: Gebote sind absolut verbindlich. Einfach „just for fun“ mitzumachen, kann also ganz schnell eine ebenso schlechte wie teure Idee werden.

Nahezu alle Auktionen, auch die Zollauktionen, werden in Auktionshäusern durchgeführt. Aber auch Autovermietungen oder Pfandleihhäuser geben Autos zur Versteigerung frei und führen diese Auktionen dann auch in Eigenregie und in den eigenen Räumlichkeiten durch. Wer sich also für die Teilnahme an einer Auktion interessiert, sollte sich über die Termine informieren.

Beide Arten haben Vor- und Nachteile. Während man in einer Präsenzauktion die Möglichkeit hat, das Auto anzuschauen und so eventuelle Mängel schnell zu entdecken, ist das notwendige Mitführen von einer großen Menge an Bargeld ein gewisses Risiko.

Onlineversteigerungen haben den Vorteil, dass man ganz bequem von zu Hause aus mitbieten kann. Das Mitführen von Bargeld entfällt ebenfalls. Allerdings ist man auf die Informationen angewiesen, die vorher ins Netz gestellt werden, eine Kontrolle der Angaben ist nicht möglich.

 

Wer kann ein Auto ersteigern?

Im Prinzip kann jeder ein Auto ersteigern. Voraussetzung ist dabei natürlich, dass der Kaufpreis aufgebracht wird, in aller Regel in bar, wenn es sich um eine Präsenzauktion handelt. Bei diesen Auktionen gibt es auch einige Auktionshäuser, die nur gewerbliche Händler akzeptieren. Diese müssen sich dann durch geeignete Papiere legitimieren. Deswegen sollten dringend vorher Informationen eingeholt werden, welche Voraussetzungen ein Interessent erfüllen muss, um an der Versteigerung teilnehmen und mitbieten zu können.

Bei Onlineauktionen entfällt natürlich die Barzahlung. Das weltweit wohl bekannteste Onlineauktionshaus Ebay hat normalerweise eine große Auswahl an Autos, die teilweise von Händlern stammen. Der größere Teil der Fahrzeuge kommt aber aus Privatbesitz. Hier kann jeder mitbieten, der sich dort registriert hat und über einen Internetanschluss verfügt. Man kann sein Höchstgebot angeben und hoffen, dass man zum Ablauf der Auktionsfrist der Höchstbietende ist. Bei anderen Onlineplattformen ist der Ablauf absolut ähnlich.

 

Wie läuft eine Autoauktion in Präsenz ab?

Im Prinzip läuft es so ab, wie man es aus amerikanischen Filmen, Serien oder Reality-Dokus kennt. Die Interessenten finden sich vor der Auktion am Ort des Geschehens ein und schauen sich die zur Versteigerung stehenden Fahrzeuge an.

Fun Fact: Autos sind nicht die einzigen Objekte, die versteigert werden. Ebenso kommen auch Motorräder, LKW, Busse und sogar Yachten unter den Hammer.

Im Anschluss an die Besichtigung gehen die noch verbliebenen Interessenten ins Auktionshaus, wo die Fahrzeuge nochmals einzeln vorgestellt werden. Der Auktionator ruft das Mindestgebot auf, und dann können alle potenziellen Käufer per Handzeichen ihre Gebote abgeben. Nochmals sei hier darauf hingewiesen, dass es sich bei diesen Geboten um rechtsverbindliche Kaufpreisangebote handelt und der Höchstbietende nicht so ohne weiteres vom Kauf zurücktreten kann! Auch, wenn man nur bei einer Auktion mitbieten will, weil man den Nervenkitzel sucht und gar kein Auto erstehen will, kann das ein teures Erwachen geben.

Wenn der Auktionator die Auktion schließt (richtig, „Zum Ersten, zum Zweiten, und zum … Dritten!“) muss der Käufer die Kaufsumme in bar auf den Tisch legen. In Einzelfällen wird, gerade wenn sehr hochwertige Fahrzeuge angeboten werden, auf die Barzahlung verzichtet. Die genauen Zahlungsmodalitäten lassen sich im Vorfeld beim Anbieter der Auktion erfragen.

Eine Sonderform stellt die sogenannte holländische Auktion oder Rückwärtsauktion dar. Hier wird zuerst der Wunschpreis des Verkäufers aufgerufen. Schrittweise geht das Angebot nach unten, bis ein Bieter ein Gebot abgibt und damit das Fahrzeug verbindlich erwirbt.

In aller Regel fällt für den Käufer eine Vertragsabschlussgebühr, das sogenannte „Aufgeld“ an. Die Höhe ist nicht gesetzlich geregelt und sollte ebenfalls im Vorfeld erfragt werden, damit es kein böses Erwachen gibt.

 

Welche Vorteile hat die Autoauktion für mich als Käufer?

Die Vorteile für den Käufer sind sehr offensichtlich. Man kann ein Fahrzeug (oft in einwandfreiem Zustand und mit Top-Ausstattung, wenn es ich beispielsweise um ein Auto handelt, das zuvor in der Geschäftsführung einer größeren Firma war) zu einem sehr günstigen Preis erstehen. Derjenige, der das Fahrzeug veräußern will (im Fachjargon der „Einlieferer“), darf keine bekannten Mängel verschweigen, ein Exposé über den Zustand des Fahrzeugs ist immer Bestandteil der Auktionsunterlagen.

Für Liebhaber des Nervenkitzels ist eine Auktion immer ein besonderer Kick. Niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, zu welchem Preis welches Auto über den Tisch geht; es ist nicht so ungewöhnlich, hier ein echtes Schnäppchen zu machen! Gerade Oldtimer-Auktionen gelten unter Fachlauten als wahre Goldgruben. Vermeintlich nahezu wertlose Schrotthaufen erzielen nach einer fachgerechten Restauration oft ein Vielfaches des real investierten Geldes. Da ist es kein Wunder, dass sich Autoauktionen bei Autohändlern seit jeher großer Beliebtheit erfreuen.

 

Und welche Nachteile drohen mir?

Der größte Nachteil ist sicherlich die fehlende Probefahrt. Man muss sich ganz auf sein Auge und seinen Sachverstand verlassen, wenn man das Fahrzeug begutachtet. Ein Kauf bei einer Auktion ist nicht ohne weiteres stornierbar; §§ 312a und 312b BGB greifen in diesem Fall nicht. Lediglich bei arglistiger Täuschung kann der Kauf rückgängig gemacht werden, allerdings ist der Nachweis oft schwierig und der Weg zurück zum eigenen Geld lang und steinig.

Bei Zollauktionen besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Fahrzeuge ohne Originalpapiere und teilweise auch ohne Schlüssel in die Versteigerung gehen. Zwar bekommt man Ersatzpapiere, und die Schlösser sind auch schnell ausgetauscht. Allerdings sollte man den Tacho genauer unter die Lupe nehmen, da dieser in vielen Fällen manipuliert ist.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass einige Einlieferer ihr Fahrzeug unter Vorbehalt versteigern lassen. Das bedeutet, dass sie einen Mindestpreis festlegen, zu dem das Auto verkauft werden soll. Bleiben die Gebote darunter, kann der Einlieferer ablehnen und das Fahrzeug weiterhin behalten.

 

Fazit

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass eine Autoversteigerung eine reelle Chance bietet, ein wirklich gutes Auto zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben. Und das auch noch schnell, da man das neue Eigentum direkt nach der Auktion mitnehmen kann. Für Tüftler und Liebhaber bieten sich Oldtimer-Auktionen an.

Allerdings sollte man sich ein wenig mit Autos auskennen, da es keine Probefahrt gibt.

 

weiterführende Links:

Kfz-Ersteigerung

Zollauktionen

Behördenfahrzeuge ersteigern